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Andreas Engel

Aus Stadtwiki Strausberg

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Engel, Andreas

geboren, 16.11.1561 Strausberg, gestorben, ebd. 9.8.1598, Sohn des Ratsherrn Gregorius Engel.

1585 Rektor in Strbg.,

Konrektor in Brandenburg,

1590 Konrektor im Grauen Kloster Bln,

1592 - 1598 Oberpfarrer und Sup. (Inspektor) in Strausberg

Verheiratet mit Sabine Colerus, Tochter des Propstes zu Berlin

Lebenslauf Andreas Engel, genannt Angelus, wurde am 16.11.1561 in Strausberg als Sohn des Ratsherrn Gregorius Engel geboren. Seine Familie gehörte zu den so genannten Großbürgern, aus deren Mitte die städtischen Ratsherren bestimmt wurden. Sein Großvater, der Ratsherr Martin Engel, war einer der wohlhabendsten Bürger der Stadt. Ihm gehörten sechs Hufen Acker (und das Grundstück Große Straße, Ecke Müncheberger Straße.

Geboren wurde Andreas Engel wahrscheinlich in der Müncheberger Straße, Ecke Rosengasse (im alten Stadtplan 1843 die Hausstelle 119). Heute steht dort ein Wohnblock. Seinen ersten Unterricht erhielt er in Strausberg. Dieser war nicht sonderlich gut, da er in der Regel von ständig wechselnden Männern abgehalten wurde, die sich auf andere Berufe vorbereiteten und daher nie lange am Ort blieben. Mit nicht einmal 12 Jahren wurde Andreas daher nach Frankfurt/Oder an die dortige Universität, die Viadrina, geschickt. Im ersten Sommersemester des Jahres 1573 wurde er immatrikuliert, zunächst jedoch ohne akademischen Eid, da er noch nicht eidesmündig war. Zunächst ist er in die Artistenfakultät* aufgenommen worden sein, um sich die erforderlichen Grundkenntnisse anzueignen. Dieses philosophische Grundstudium, welches jeder Jurist, Mediziner u. Theologe absolvieren mußte, richtete sich im ausgehenden MA auf die sieben freien Künste (septem artes liberales), das waren Grammatik, Logik, Rhetorik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie.

Ausschlag gebend für die Wahl der Viadrina wird die von Kurfürst Johann Georg erlassene Verfügung gewesen sein, nach der ein öffentliches Amt, sei es ein richterliches noch ein geistliches oder Schulamt in Brandenburg nur an Absolventen dieser Universität vergeben werden durfte. Außerdem soll er gute Beziehungen zu einigen dortigen Professoren gehabt haben.

Erstaunlich ist seine lange Studienzeit von 1573 bis 1582. Ermöglicht wurde sie ihm durch ein großes persönliches Leid, denn seine gesamte Familie, zwei Schwestern und drei Brüder sowie seine Eltern starben 1575 in Strausberg an der Pest (es starben 1575 über 600; 1550 an 900; 1598 mit Engel 825; 1630 über 600 Strausberger), so dass er als einziger der Familie übrig blieb. Dadurch fiel ihm natürlich auch das gesamte Vermögen der Familie zu und er konnte die langen Studien bezahlen. Nach Beendigung dieser trat er zu Neujahr 1582 als Kantor (Baccalaureus; der zweite Lehrer der Stadt) in den Schuldienst seiner Vaterstadt Strausberg ein. (Eigentümlicher Weise ist er aber in der Abfolge der Baccalaurei sive Cantores von Sternbeck nicht enthalten.

Sein Rektor war Petrus Thieden, mit dem er einst die Uni in Frankfurt bezogen hatte. 1584 löste er diesen ab und war nun Rektor der zweiklassigen Schule in Strausberg. Aber bereits zu Johanni (23.Juni) 1586 gab er diese Stelle auf und ging für eineinhalb Jahre als Konrektor nach Brandenburg. Hier hatte er es, im Gegensatz zu Strausberg, wo es im Magistrat kaum Menschen mit höherer Bildung gab, mit akademisch gebildeten Ratsherren zu tun.

Wieder in seine Vaterstadt zurückgekehrt, wollte er sich ausschließlich der Geschichte der Heimat widmen, also schriftstellerisch tätig werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass er sich bei der am 6.1.1588 gedruckt erscheinenden Valediktionsrede (Abschiedsrede), die er am 20.12.1587 in Brandenburg hielt, noch als Andreas Engelius Strausbergensis (Scholae Neobrandenburgicae Conrector) bezeichnet, aber im Jahr 1588 in einem von ihm verfaßten Chronicon Intrebocense a M. Andr. Angelo Struthiomontano Marchico consignatum anno MDLXXXVIII bereits die Bezeichnung M, also Magister enthalten ist. Daraus ist zu schließen, daß er im Jahr 1588 diese Würde erworben hat. Es ist jedoch nicht bekannt, wo dieses erfolgt ist.

In den Jahren 1588-90 war er auf Reisen und betrieb literarische Studien in den wohlgefüllten Bibliotheken und Archiven der Städte und des wohlhabenden Adels im Nordwesten Deutschlands. So war er in Segeberg und Schwabstedt sowie bei seinem Oheim, dem Diaconus Sebastian Meyer, in Garding auf der Halbinsel Eiderstedt / Holstein, wo er die später herausgegebene Holsteinische Chronik verfaßte. Auf der Heimreise aus den nordwestlichen Landen (Holstein, Lübeck) hat er auch märkische Orte wie Havelberg, Pritzwalk und Nauen besucht, von denen er damals noch ungedruckte Geschichtsquellen benutzen konnte (z.B. Augenzeugenberichte oder Erzählungen über örtliche Begebenheiten).

Für kurze Zeit (1591-92) nahm Engel in Berlin am Grauen Kloster eine Lehrerstelle an. Aber am 12.3.1592 verstarb der Strausberger Inspektor Krüger, der wohl früher der Grund für Engels Weggang aus Strausberg war. Der Rat wählte Andreas Engel umgehend an die Stelle des Verstorbenen. Dieser kaufte für 350 Gulden das Haus in der Großen Straße (im alten Stadtplan 1843 die Hausstelle Nr. 184). Jetzt mit Amt und Wohnung ausgestattet, heiratete er am 4.Sept. 1592 Sabina, die älteste Tochter des Propstes Colerus der Nikolaikirche zu Berlin, der früher Professor an der Viadrina, vielleicht sogar einmal sein Lehrer war.

In Strausberg hat Engel nicht nur eine rege literarische Tätigkeit entfaltet, sondern viel für die Stadtkirche St. Marien in die Wege geleitet. So hat er veranlasst, das sich der Rat und die Gemeinde 1592 an den Kurfürsten wandte, mit der Bitte um eine Beisteuer desselbigen zum Neubau einer Orgel. Durch Sammlung in vielen Städten Deutschlands, wofür Engel seinen guten Namen hergab, konnte 1594 die neue Orgel fertig gestellt werden. Ebenso wurde das Geld für eine neue Kanzel beschafft. Belegt wurde das, durch an der Orgel und an der Kanzel angebrachte Chronodistichons. Diese sind durch den Neubau der Orgel 1773 und der Kanzel um 1700 leider verloren gegangen. Als Inspektor hatte er die Aufsicht über 12 Prediger der Umgegend und über die Strausberger Geistlichen und Schulmänner. Engel gehörte zu den sog. Strenglutheranern, die sich durch große Intoleranz gegen jeden auch nur in einzelnen Punkten des Glaubens abweichenden Christen auszeichneten. Seine geistlichen Schriften Calvinischer Bettlers Mantel, Christlische Predigt Vom Geistlichen Ritterstande der Christgläubigen auff Erden und das sogen. Wunderbuch legen Zeugnis davon ab. Im 1598 in Frankfurt/Oder gedruckten Calvinischen Bettlermantel zieht er gegen die reformierte Lehre Calvins zu Felde und zeigt sie in einem Holzstich als ein alter Bettlermantel dessen Lappen aus dem stinkenden Plunderhaufen der heiden, Gotteslügner, Ketzer und Türken genommen.

Seine historischen Werke sind es jedoch, die Ihn uns als märkischen Geschichtsschreiber wertvoll machen. Sind sie doch im Gegensatz zu denen des zur gleichen Zeit lebenden Chronisten Nikolaus Leutinger in deutscher und nicht in lateinischer Sprache verfasst. Ursprünglich hatte er vor, die heimische Geschichte in drei Bänden abzuhandeln (sagt er im Vorwort zum 1592 erschienenen Rerum Marchicarum Breviarum). Dies wahr gemacht hat er in den "Annales Marchiae Brandenburgicae" die er dann in der Zeit von 1592 bis zum 24.April 1596 geschrieben hat, Da die Drucklegung zwei Jahre in Anspruch nahm, wurde sie noch durch ein "Supplementum" ergänzt. Der Druck, in Folio (Folio = altes Buchformat 21cm x 33 cm), erfolgte 1598 zu Frankfurt/Oder durch Johann Hartman. Engel zitiert ca. 200 gedruckte und etwa 20 damals nur handschriftlich vorhandene Werke. Diese Werke konnte er bei den damaligen Buchpreisen unmöglich alle selber gekauft haben, selbst wenn er die auf seiner Reise von den Holsteinischen Ständen erhaltenen 1000 Taler für die märkische Geschichte verwandt hat. Die meisten von ihm benutzten Schriften wird ihm sein Schwiegervater Jacob Colerus in Berlin beschafft haben. Aus der Zeit in Holstein stammt die von Engel 1595 – 1597 herausgegebene Holsteinische Chronik, bestehend aus der Adels-Chronik und der Städte-Chronik. Strittig ist ein nach dem Tode von Engel angeblich vorhandenes ausführlicheres handschriftliches Werk, als seine Annales, die Marchia Authoris. Seine Witwe soll es verbrannt haben, da sie die geforderten 2000 Taler, die es Engels für seine Recherchen gekostet haben soll, von keinem Verleger bekam.

Unstrittig ist, dass Andreas Engel, ein Magister und Pfarrer aus Strausberg, einer der ersten Geschichtsschreiber der Mark Brandenburg war. Er starb am 9.08.1598 als fast Letzter an der Pest, genau wie er selbst vorher gesagt hatte. Er soll nämlich am Beginn der Pest in einer Predigt gesagt haben: Wenn ich meine Schäflein werde alle hingesungen haben, so wird denn Gott mit mir als ihren Hirten beschliessen.

Es starben in diesem Sommer an der Pest 825 Strausberger (mehr als ein Drittel der Bevölkerung), aber nach ihm starben nur noch 20 Menschen. Im Chorraum von St. Marien, rechts hinter dem Altar, an die Ostwand angelehnt steht sein Gedenkstein. Begraben wurde Engels, wie alle Inspektoren in alter Zeit, im Chorraum. Er lieget begraben zur rechten im Gewölbe gegen Eingang des Schülerchors, allwo sein Leichenstein auf hoher Ch. Dchl. Befehl (Churfürstlichen Durchlaucht) ausgehoben und nunmehr fürm Altar aufgerichtet steht. Zu welchem Zeitpunkt dies erfolgte, ist nicht bekannt.